1912-1917: die große Kurhaus-Erweiterung
Anfang des 20. Jahrhunderts bestand einmal wieder der Wunsch nach weiteren zeitgemässen Räumlichkeiten, ausserdem war der Südflügel mit der Restaurantion dringend renovierungsbedürftig.
Professor August Stürzenacker lieferte 1908 mit seinen Plänen eine ideale Lösung und erfüllte den Wunsch der Stadt nach einem großen und kleinen Saal für Konzerte, Theater, Bälle, Kongresse und große Essen. Gleichzeitig plante er die Neubauten so, dass die Symmetrie und Fassade des Weinbrennerbaus erhalten blieb.
Das untere Foyer
Der heute bestehende Haupteingang wurde im Rahmen der Stürzenacker'schen Bautätigkeit geschaffen. So fällt auch auch heute noch beim Eintreten der Blick direkt in die innere Halle und auf den Treppenaufgang. Die Grundfarben Schwarz, Grün und Messing hielten damals in die Eingangshalle Einzug. Dass Stürzenacker schon 1911 einen behindertengerechten Zugang und einen für Rollstuhlfahrer und "Schwerbewegliche" vorgesehenen Fahrstuhl einbaute, soll hier noch angefügt werden.
Die Bel Etage
Damals noch als Obergeschoss der Restauration erbaut, präsentiert sich die heutige Bel Etage noch fast wie bei ihrer Fertigstellung. Nur farblich präsentierten sie sich damals recht kräftig in Violett, Gold, Orange und Weiss. Diese "oberen" Gesellschaftsräume sollten nach dem Willen der Planer hauptsächlich für die Durchführung von festlichen Essen dienen.
Der Große und der Kleine Bühnensaal
Da man das ursprüngliche Gebäude nicht in die Höhe bauen wollte, hat man den Anbau des Bühnensaales hinten an den alten Komplex angebaut. So sieht man dem Kurhaus auch heute seine Größe von aussen nicht sofort an. Der Große Bühnensaal (der heutige Bénazetsaal) wurde von Prof. Stürzenacker mit seiner heute noch vorhandenen Kassettendecke geplant und gebaut. Vorgelagert war ein Kleiner Bühnensaal, mit versenkbaren Türen vom Großen Bühnensaal getrennt. Die Maximalkapazität lag damals bei 1.230 Sitzplätzen. Die Stuhlreihen waren bis in die 1920er allerdings noch festgeschraubt, so dass die Nutzung als Mehrzwecksaal nicht möglich war.
Von den Farben her war der Saal damals wesentlich dunkler als heute: verschwunden ist das dunkle Kirschbaumholz und die saftgrünen Farben der Vorhänge. Die Kassettendecke war damals in Braun und Gold recht dunkel gehalten.
Große Konzerte, glänzende Theateraufführungen und aufwändige Opern und Operetten wurden in den 1920er und 1930er Jahren im Großen Bühnensaal veranstaltet.
1934 wurde die Bäder- und Kurverwaltung als Anstalt des öffentlichen Rechts mit den Partnern Land und Stadt gegründet und der Staat brachte das Kurhaus samt Kurgarten ein.
1935-37: Anbau Runder Saal und Konferenzsaal
Da man für Tanzveranstaltungen und Tagungen weitere Räumlichkeiten benötigte, entschloss man sich zu einem weiteren Anbau. Hierfür mussten erst einmal 7.500 Kubikmeter Erdreich und Fels entfernt werden. Die Planung oblag wieder Prof. Stürzenacker. Erhalten ist von der alten Einrichtung der große Kristalllüster und der Tanzparkettboden aus verschiedenen deutschen Holzarten. Die Wandmalereien in den Nischen mit den vier Jahreszeiten stammen von Erich Sperling.
Der angrenzende Terrassengarten wurde anfänglich noch häufig für Veranstaltungen genutzt - diese Vergnügungen mussten allerdings schon bald wieder eingestellt werden, nachdem sich die Nachbarn immer wieder über nächtliche Ruhestörung beschwerten.
Die Pläne einiger Nationalsozialisten, das alte Kurhaus abzureissen und an dessen Stelle einen Neubau zu errichten, wurden Gott sei Dank nicht weiter verfolgt.
Die Kriegs- und Besatzungszeit
Der Betrieb ging auch nach dem Ausbruch des 2. Weltkrieges weiter, auch noch nachdem im Oktober 1944 die Regierung in Berlin die Einstellung des Kur- und Spielbetriebs anordnete.
Mit der Besetzung der Stadt 1945 endete der gewohnte Betrieb. Das Kurhaus wurde beschlagnahmt und bis 1949 von der französischen Militärregierung genutzt. Das Kurhaus galt als Mittelpunkt der kulturellen Aktivitäten des Militärs.
Quelle: Robert Erhard "Aus der Chronik der Kaiserallee", Teil 2