Vortrag der Gesellschaft für angewandte Philosophie
Wer nur einen Hammer hat, für den sieht jedes Problem wie ein Nagel aus
(indonesisches Sprichwort)
Wie wir wahrnehmen und für wahr nehmen
Ulrich Reukauf, Vorstandsmitglied der GPH
Seit der Antike wird über das Verhältnis von Wahrnehmung und Wirklichkeit nachgedacht. Heute wissen wir, dass Wahrnehmen ein kreativer Prozess ist und unser Bewusstsein auf einer festgelegten neuronalen Basis ein plastisches Denkgebäude errichtet, wobei Erfahrungen, Empfindungen und Stimmungen dessen wichtigste „Baumeister“ sind. Jeder Wahrnehmungsakt steht auf einem ererbten Fundament, ist darüber hinaus neuronal erworben und von erlernten Mustern geprägt, emotional in die Vorgeschichte der Erfahrung eingebettet, wird von situativen (besonders existentiellen) Gegebenheiten und Erwartungen beeinflusst, nicht zuletzt auch vom Gesundheitszustand.
Wir beginnen das Thema „Wahrnehmung“ mit Philosophie, streifen empirische Befunde, machen einen Ausflug in die Kunsttheorie, befragen die Neurobiologie und kehren wieder zu der zur Generalvorstellung der Philosophie zurück. Am Ende wird es eine Auseinandersetzung mit unserer Wahrnehmung hinsichtlich ihrer Täuschbarkeit und ihrer konstruktiven Leistung geben, die zum Nachdenken und Diskutieren anregen soll.