Vortrag der Philosophisch-literarischen Gesellschaft
PD Dr. Efrat Gal-Ed
„Niemandssprache“
Einführung: Dr. Annelen Kranefuss
Efrat Gal-Ed zeichnet in ihrem Buch Niemandssprache das vielfältig verflochtene Leben von Itzik Manger (1901-1969) nach, einem der bedeutendsten Dichter und Erzähler jiddischer Sprache im 20. Jahrhundert. Geboren im multi-ethnischen Czernowitz, galten für Manger deutsche Literatur und Kultur als Maßstab. Doch als Dichtersprache wählte er, anders als etwa Paul Celan und Rose Ausländer, seine Muttersprache: das Jiddische. Die jiddische Sprache und jiddische Literatur verstand er als integralen Bestandteil der europäischen.
Gal-Ed folgt Mangers Lebens- und Schaffensweg über die Stationen seines Exils bis nach Amerika und Israel. Parallel dazu zeichnet sie ein farbintensives, kontrastreiches Bild der letzten großen Ära jiddisch-säkularer Kultur. Man sprach von „Jiddischland“, einer „jiddischen Wortrepublik“, die Jiddischsprechende weltweit vereinte, – eine Gegenvorstellung zum Zionismus, deren Modernität angesichts der heutigen Globalisierung atemberaubend wirkt.
Zur Person:
Efrat Gal-Ed, geboren 1956 in Tiberias, Israel, studierte Judaistik, Germanistik und Komparatistik sowie Malerei und habilitierte in Jiddistik. Sie lebt als Malerin und Autorin in Köln und lehrt jiddische Literatur und Kultur an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. 2004 erschien von ihr Dunkelgold, eine zweisprachige Auswahl von Gedichten Itzik Mangers. 2016 Niemandssprache, die weltweit erste umfassende Biographie überhaupt.
Annelen Kranefuss war bis 2000 Kulturredakteurin beim WDR in Köln. Seit ihrem Studium der Germanistik, Anglistik und Theologie, hat sie sich immer wieder mit M. Claudius beschäftigt. 2011 erschien ihre Biographie zu Matthias Claudius.
